noch mehr punk in peking

30 Okt 2009 | von reicht |

cimg10162

china überall. dank unübersehbarer medienoffensive konnten sich die rezipienten dieses jahr ein stück an kontemporäres chinesisches kulturschaffen annähern. im vordergrund stehen dabei zwar vor allem die „etablierten“, d.h. im westen bekannten künstler, doch nicht erst der wirbel um die frankfurter buchmesse und die ereignisse rund um ai weiweis ausstellung im haus der kunst regen an, weiter nach den noch „unentdeckten“ jungen künstlern chinas bzw. den bedingungen ihrer produktion und nach den distributionswegen für chinesische kulturprodukte zu fragen. an dieser Stelle sei das label fly fast records (http://www.fly-fast-records.com) vorgestellt, das sich auf dem musiksektor, dem vertrieb von, nach eigener aussage, anspruchsvoller asiatischer populärkultur, wie sie bisher in europa noch unbekannt ist, verschrieben hat. zwei der von fly fast records betreuten bands – joyside und carsick cars traten im haus der kunst vor großen publikum auf.

hinter fly fast records stehen george lindt und susanne messmer, deren film „beijing bubbles“(2007) bereits im blog vorgestellt wurde. fly fast records produziert und verlegt musik, filme und texte und versteht sich als vermittlungsbüro für den europäisch-asiatischen kulturtransfer, das jungen künstlern und kulturproduzenten aus dem asiatischen raum ein forum bietet, jenseits folkloristischer klischees, eine eigene sprache in der globalisierten welt zu entwickeln. anbei ein kurzes interview mit george lindt von fly fast records, dass als anregung gedacht ist, sich selbst einen einblick in die interkulturelle arbeit des labels zu verschaffen.

1. was war der anreiz chinesische bands in europa bekannt zu machen?

g.l.: „als ich während meiner ersten reise nach china auf diese unglaublich lebendige musikszene in peking traf, beschloss ich sofort einen dokumentarfilm darüber zu drehen. ursprünglich komm ich vom fernsehen und wir wollten mit diesem film auch die fesseln des fernsehformates sprengen. zu dem zeitpunkt in 2004 war die szene noch viel kleiner, als jetzt. unser film war auf internationalen filmfestivals so erfolgreich, das ein kinostart nahe lag. mittlerweile gibt es viele nachahmer dieses filmes, der eine szene zeigt, die damals für mich das mögliche gefühl von london 77 vermittelte… es lag spannung in der luft, es knisterte…“

2. welche speziellen herausforderungen muss man sich in der arbeit mit chinesischen bands stellen?

g.l.: „man muss immer nerven wie drahtseile haben. allein die VISA-frage ist  enorm schwierig. auch gibt es keine fördermöglichkeit, da china selbst diese art von musik nicht unterstützt, wie beispielsweise das goethe insitut mit deutscher rockmusik.“

3. ist die junge pekinger musikszene vor allem an westliche jugend/ bzw. musikkulturen angelehnt oder gibt es besondere bands, die ihr kulturelles erbe stärker einbringen?

g.l.: „gibt es denn deutsche bands die elemente von bach oder mozart verarbeiten? die frage der tradition und kulturellen erbe ist immer schwierig. ich glaube die frage beinhaltet eine sehr eurozentristische herangehensweise. „beijing bubbles“ sagt alles über diese frage aus.“

Tags: ,

  1. 5 Antworten auf “noch mehr punk in peking”

  2. von Tess 31 Okt 2009 | Antworten

    I was very disappointed, but I thank you for the beautiful objects that nature gave you and that you showed me. Tess

  3. von Pola 1 Nov 2009 | Antworten

    Spannend. Danke für diesen Hinweis.
    Ich war einfach mal so spontan und mutig und habe mir die Website angeschaut und mir diesen Film besorgt. In dem Postpaket lag dann ein ganzes Buch mit zwei DVDs – ein Eldorado. Ich bin überwältigt. Ich hatte vorher nur wenig gehört über diese Undergroundszene, aber ich bin ganz hin und weg…. so frisch und spannend. Empfehlung meinerseits für evtl Weihnachtsgeschenke. Buch und zwei DVDs und ein ganzen Universum gibts gleich dazu.

  4. von Muriel und Gabi 5 Nov 2009 | Antworten

    Lieber Herr Ai WeiWei,

    wir sind tief beeindruckt und inspiriert von Ihrer Ausstellung und Kunst und Ihrem Einsatz für Freiheit und Menschenrechte. Diese Inspiration ist regelrecht körperlich zu spüren. Sie bewegt. Wir sind aufgeregt und aufgewühlt.

    Alles Gute, Ihre Gabriele und Muriel

    PS: Das Konzept der Ausstellung erhält durch die vielen Zitate etwas ganz Besonderes. Sehr intensiv.

  5. von valean 14 Nov 2009 | Antworten

    irgendwie hat uns das ganze eher nicht so beeindruckt…haben uns mehr unter der ausstellung vorgestellt. die ready-mades sind nicht nachvollziehbar.Was will der Künstler mit ihnen ausdrücken? uns fehlen charakter und aussage der werke. aber ein paar dinge sind dennoch ideenreich und interessant.
    viele liebe grüße aus stuttgart

  6. von anna schueller 16 Nov 2009 | Antworten

    bei einem konzeptkünstler wie ai weiwei, bei dem die konzeptuelle grundlage mindestens so wichtig oder wichtiger ist als die umsetzung des werks, ist eine führung ganz sinnvoll. es öffnet den blick für seine kunst und liefert ein stück hintergrund: warum hat der künstler dieses oder jenes werk geschaffen? worauf bezieht es sich? wie arbeitet der künstler? man gewinnt bei einer führung wirklich dazu.

Kommentar schreiben / add comment


Ich habe den Datenschutzhinweis gelesen und bin mit den Nutzungsregeln einverstanden. / I have read the data privacy statement and agree to the terms of use.