kritik an der systemkritik

6 Okt 2009 | von Ulrich Wilmes |

Das einseitige systemkritische Bild, das die Medien hierzulande von
China zeichnen, ist eines. Hinzu kommen die Kritiker dieses einseitigen
Bildes, die China (u.a.) “nicht reif für die Demokratie” halten. Da ist
von Oberlehrern die Rede, und davon, dass es eine Anmaßung sei, einem
Land Vorschriften für seinen Weg in die Demokratie machen zu wollen.
Das muss Ai Weiwei doch wie ein Schlag ins Gesicht empfinden. Der wird
ihn zwar nicht körperlich treffen, wie die Schläge der Polizei, die ihm
ihren richtigen Weg in die Demokratie einbläuen wollten. Aber es muss
ihn sicher irgendwie schmerzen.

Dass sich in die Reihe der Kritik-Kritiker ausgerechnet auch Prof.
Martin Roth einordnet, ist abenteuerlich, ja beschämend. Der
Generaldirektor einer der bedeutendsten deutschen Kultureinrichtung
spricht der Volksrepublik China die Reife zur Demokratie ab und
rechtfertigt damit die Vorgehensweise seiner derzeitigen totalitären
Regierung. Alex Rühle hat diesen unsäglichen politischen Opportunismus am
Wochenende in der SZ bereits treffend kommentiert. (http://www.sueddeutsche.de/politik/316/489701/text/)

Ai Weiwei sagte bei Hanno Rauterberg in der ZEIT (und das ist sehr
passend dazu): “Wir können nicht drei oder dreißig Leben lang warten.
Wir haben nur ein Leben. Warum sollen wir uns gedulden? Was ist so
schlimm an der Wahrheit? Was spricht gegen Demokratie?”

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  1. 13 Antworten auf “kritik an der systemkritik”

  2. von bag 6 Okt 2009 | Antworten

    absolut nicht nachvollziehbar, dass selbst ein mann wie martin roth diese meinung vertritt. was spricht gegen demokratie? und/oder noch einmal: was spricht gegen demokratie? ein interessanter aspekt ist nun hinzugekommen: ai weiwei, der in frankfurt mit großen erwartungen angekündigt wurde, hat abgesagt (sz vom 06.10.), da er nicht wirklich ‘lust auf leere und sinnlose politische debatten’ habe. sollte er nicht hinfahren oder gibt es etwas anderes, das ihn davon abhält?

  3. von bja 8 Okt 2009 | Antworten

    Ohne Martin Roth in Schutz nehmen zu wollen (weil ich seinen Beitrag nicht in seiner vollen Länge kenne), nehme ich diese Diskussion zum Anlass, um einen verwandten Aspekt einzubringen. Nämlich dass man in Deutschland leider schnell in die Ecke der “China-Apologeten” gedrängt wird, wenn man versucht, eine selbstkritische und einigermaßen differenzierte Meinung zu China zu vertreten.

    Mein Beispiel ist Andreas Platthaus’ FAZ-Artikel “Deutsche China-Experten nehmen zu viel Rücksicht“.

    Wenn der Sinologe Schmidt-Glintzer feststellt, dass “an Demokratie in China in naher Hinsicht nicht zu denken” sei, wird ihm das als Fatalismus ausgelegt und sogar unterstellt, ihm täte dies nicht leid. Ich halte das für eine recht realistische Einschätzung seitens Schmidt-Glintzers, denn mutige Aktivisten wie Ai Weiwei sind leider in China eine verschwindend kleine Minderzahl und der Einführung der Demokratie in China stehen gewichtige Hindernisse im Weg. Egal, ob man dieser Einschätzung zustimmt oder nicht, sie muss im Rahmen eines pluralistischen und demokratischen Diskurses gestattet sein, ohne dass man gleich als “Speichellecker” hingestellt wird (dass der FAZ-Artikel so ankommt, zeigen die Lesermeinungen). Auf die Hindernisse bei Chinas Demokratisierung hinzuweisen, heißt nicht, dass man Demokratie und Menschenrechte in China nicht wünschen und für dringend nötig erachten würde.

    Platthaus greift weiterhin den Sinologen van Ess an, der davon spricht, dass der Menschenrechtsdiskurs westlicher Politiker seit den amerikanische Bombenangriffen auf Afghanistan einen “faden Beigeschmack“ erhalten habe. Erstens: hat er das denn etwa nicht? Zweitens: Ich sehe hierin den Versuch, sich dem Thema reflektierend und differenziert zu nähern, nicht den Versuch, Menschenrechtsverletzungen in China zu entschuldigen. Unsere Kritik an den Zuständen in China kann nur dann glaubhaft sein, wenn wir auch Fehler bei uns erkennen. Anderenfalls machen wir es denjenigen in China zu einfach, die westliche Kritik als heuchlerisch “entlarven” wollen.

    Was Platthaus hier tut (und damit steht er repräsentativ für einen verbreiteten Umgang im deutschen China-Diskurs), ist letztlich nicht besser als das Verhalten der chinesischen Regierung: Er nimmt seine eigene Meinung als Maßstab und wer ihr nicht entspricht, wird diffamiert. Der Vorwurf, “China-Apologetik” zu betreiben, kommt leider zu oft und zu schnell und trifft häufig die falschen Leute, nämlich solche, die ein differenziertes Bild zeichnen wollen und auch über unsere eigenen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen reflektieren.

    In diesem Sinne bin ich gespannt auf die Reaktionen zu meinem Beitrag.

  4. von AlexAxe 8 Okt 2009 | Antworten

    Hi there,
    Thanks for article. Everytime like to read you.

  5. von Franka 18 Okt 2009 | Antworten

    Ich finde diese austellung eigentlich ganz interessant.
    Mir gefällt diese art von kunst.
    Bei manchen sachen verstehe ich zwar die kunst nicht, aber das ist ja egal.
    Die idee mit den rucksäcken ganz cool.

  6. von Gaby S. Graupner 6 Nov 2009 | Antworten

    sehr faszinierend, mächtig, farbig, eigen. Eine wunderbare Sprache, einige der wenigen Kunstwerke deren Bedeutung ich nachempfinden kann.

    Wobei ich schreiben auch für die schönste aller Künste halte. Es regt die eigene Fantasie des Leser an, dass ist in der Masse besonders gigantisch.

  7. von Lisa Luna 6 Nov 2009 | Antworten

    die akademie der bildenden künste in münchen ist besetzt!!!! Ai weiwei, komm uns besuchen!
    visit us!

  8. von madina & Bärnd 6 Nov 2009 | Antworten

    Schade, dass man die Sachen nicht berühren darf ! Sie sind alle sehr haptisch mit Aufforderungscharakter zum Ertasten, entlangstreichen… Sehr schön auch die Sonnenblumenkerne – als Reminiszenz an die Verbannung in das ländliche China. Die Installationen der Tische & Balken sind wunderbar und sehr spannungsreich !!! Der Schriftzug der Schultaschen auf der Aussenfassade !! Politische Poesie und Trauerarbeit.

  9. von Petra 6 Nov 2009 | Antworten

    Ich finde die Ausstellung ganz interessant, aber es wäre schöner wenn man durch den Baumstammwald laufen könnte. Der riesen Kronleuchter ist am schönsten.

  10. von Bettina 7 Nov 2009 | Antworten

    Ich bin ein Teil der Ausstellung! Es lebe die Freiheit des Internets. Ahoi!

  11. von Isabella 7 Nov 2009 | Antworten

    Ich bin fünf Jahre alt und mir gefallen die Fotos und die Bäume am besten.

    Mach weiter so!

  12. von ida 7 Nov 2009 | Antworten

    ich finde diese kunst sehr interessant sie hat ezwas für sich

  13. von anna 7 Nov 2009 | Antworten

    sehr eindrücklich! ai weiwei<3 hat mir sehr gefallen…vorallem der orange kronleuchter:-)

  14. von mika 7 Nov 2009 | Antworten

    hast du das erdbeben miterlebt? ich bin 8 jahre alt.

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