Aufbau von "Remembering" an der Frontseite
So wie nach dem Erdbeben im Mai 2008 in Sichuan scheinbar alles im Dunkeln verschwand, verschwindet jetzt der Säulengang, ja beinahe das gesamte Haus der Kunst, hinter den bunten Rucksäcken. Damit die dahinter gelegenen Büros nicht vollkommen im Finstern liegen, wird der Säulengang mit Kunstlicht erhellt.
Bei den Rucksäcken handelt es sich um eben solche, wie sie jedes chinesische Schulkind auf dem Rücken trägt – so auch die vielen Tausend Kinder, die in den „Tofu-Schulen“ ums Leben kamen, welche bei dem erwähnten Erdbeben reihenweise einstürzten, während benachbarte Gebäude beinahe unversehrt blieben – ein Resultat von Baumängeln, die von den zuständigen Behörden billigend in Kauf genommen wurden. Auch Korruptionsvorwürfe belasten im Zusammenhang mit dieser menschlichen Katastrophe die Glaubwürdigkeit der verantwortlichen staatlichen Institutionen.
Von links nach rechts gelesen wird in chinesischen Lettern der Spruch „sieben Jahre lebte sie glücklich in dieser Welt“ stehen. Dieser Ausspruch stammt von einer Mutter, deren Kind bei dem Erdbeben ums Leben kam.
Tags: ausstellungsaufbau, remembering
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11 Antworten auf “Aufbau von "Remembering" an der Frontseite”
von begemot 21 Sep 2009 | Antworten
frappierend und enorm bewundernswert, wie ai weiwei tatsachen, politische begebenheiten u.ä. in kunst übersetzt!!
von Emanuel 21 Sep 2009 | Antworten
Welche Bedeutung haben die Farben?
von martina schmid 22 Sep 2009 | Antworten
die 5 verschiedenen farben, die ai weiwei für den satz gewählt hat, beziehen sich unter anderem auf das Logo des Spielwarenhändlers ‚Toys R Us’. es sind die wesentlichen farben, die kinder für zeichnungen benutzen; auch spielzeug wird oft so kräftig gefärbt hergestellt.
von anna schueller 24 Sep 2009 | Antworten
die arbeit “remembering” bezieht sich ja auf die vielen tausend schulrucksäcke, die ai weiwei nach dem schrecklichen erdbeben von sichuan zwischen den trümmerbergen hat liegen sehen. sie stammten von den kindern, die in den eingestürzten schulen umgekommen sind. und es gilt ja als sicher, dass die schulen starke bauliche mängel aufwiesen (pfusch am bau, korruption der lokalen verwaltung).
die mutter, von der das zitat stammt, das mit den rucksäcken abgebildet wird, sagte in einem gespräch zu ai weiwei sinngemäß: “meine tochter musste sterben, aber ich möchte nicht, dass sie vergessen wird. sie lebte sieben jahre glücklich auf diesesr welt.”
von rosa 25 Sep 2009 | Antworten
ich packe meiner tochter jeden tag den rucksack für den kindergarten. die arbeit ai weiwei macht mich sehr betroffen.
von hjhj 3 Okt 2009 | Antworten
wie sich die kunststoffindustrie über die ganze welt ausgebreitet hat – und sogar jetzt nicht vor kunstwerken halt macht…
von Elisabeth Noske 12 Okt 2009 | Antworten
Warum wurden nicht im dokumentarischen Sinne für jedes einzelne getötete Kind, 5322(?) Rucksäcke angebracht, mit der Folge, dass das Ganze den Monumentalismus des Hauses bedient?
von elisabeth 25 Okt 2009 | Antworten
In den letzten Tagen werden zunehmend Rucksäcke aus der unteren Reihe geklaut. Wie wird das Haus der Kunst damit umgehen? Laufend ersetzen?
von Teresa Lengl 25 Okt 2009 | Antworten
Hallo Elisabeth, hast du bei den Rucksäcken etwa eine Lücke gesehen? Oder selbst einen geklaut?
von Eberhard M. 20 Nov 2009 | Antworten
Die Rucksäcke sollen wahrscheinlich nach der Ausstellung noch in einigen Kaufhäusern verkauft werden. Blaue Rucksäcke werden am häufigsten verkauft, deshalb ist der Hintergrund, also die größte Fläche blau. Am zweithäufigsten werden rote Rucksäcke verkauft, deshalb gibt es viele rote Rucksäcke, weiße, gelbe und grüne Rucksäcke werden vom Konsumenten sehr selten verlangt, also kommen die sehr selten vor. Das ist Ai Weiwei’s Farbenlehre.
Eberhard M.
von Eberhard M. 20 Nov 2009 | Antworten
Ai Weiwei’s Farbenlehre geht so:
Blaue Rucksäcke werden am häufigsten verkauft, also bekommt der Hintergrund eine blaue Farbe.
Rote Rücksäcke werden auch noch oft von Schulkindern getragen, also kommt diese Farbe auch noch oft vor.
Weiß, gelb und grün wird eher selten nachgefragt, weil zu auffällig als Schulranzen.
Nachdem wir die Münchner mit toten Kindern emotionalisiert haben und uns als guter Mensch dargestellt haben, wollen wir ja noch was vom dem ganzen Zirkus haben: die Rucksäcke werden in einigen Kaufhäusern verkauft und ich gehe in die europäische Kunstgeschichte ein, als der, der es geschafft hat Kunstwerke zu schaffen, denen die Ware schon innewohnt. Um eine Transformierung von Ware zum Kunstwerk brauch ich mich nicht mehr zu kümmern. Die hängen mir eh an den Lippen und glauben mir alles was ich sage. Ai Weiwei hat gesprochen.
In Kassel hat’s doch auch gut geklappt, alle sprechen nur noch von den 1001 Menschen. Die 1001 Nachmach-Stühle hat jeder vergessen. Wieviel Euro hab ich da gleich nochmal kassiert? 500€ oder 1500€? Euer lieber Ai Weiwei