Bowl of Pearls – Infos

31 Dez 2009 | von claudiaec |

Bowl of Pearls (2006) scheint sich kritisch auf die so genannten chinesischen „eisernen Reisschüssel”  zu beziehen, einem Begriff der während des Kommunismus in Gebrauch war und sich auf den chinesischen Sozialstaat bezog, der jedem seiner Einwohner eine angemessene Lebensmittelversorgung und Behausung garantieren sollte. Im Laufe der Jahre wurde die “Eiserne Reisschüssel”, die den Menschen in China bislang die Grundsicherung garantiert hatte, aber immer mehr zu einer ‚Schüssel aus Papier’. Heute haben viele Menschen gar keine “Schüssel” mehr, trotzdem müssen sie irgendwie überleben.

Ai Weiwei ersetzt das Eisen der Reisschüssel durch zerbrechliches Porzellan. Und anstelle der Reiskörner benutzt Ai Weiwei Süsswasserperlen, die für die heutige Gesellschaft stehen können, mit seiner Leidenschaft für materiellen Reichtum und die Verletzlichkeit der Wirtschaftsblase.

Bowl of PearlsBowl of Pearls

Die Perle, im Chinesischen chu, spielt eine große Rolle sowohl in der Kunst als auch in der Mythologie des Landes. Sie zählt zu den so genannten „Acht Schätzen” und man sagt ihr magische Kräfte nach. So soll sie unter anderem gegen Feuer helfen. Die Perle steht für Reinheit und Kostbarkeit.

Erste Überlieferungen, in denen Perlen erwähnt werden, stammen aus dem chinesischen Geschichtsbuch von Shu King aus dem Jahr 2206 v. Chr. („… erhielt König Yu Perlen als Tribut vom Fluss Hwai …”).

Die echte Perle steht auch in China für Kostbarkeit und Reinheit, Weisheit und Würde. Auch hier begegnet man der Sage, dass Muscheln während eines Gewitters durch den Donner geschwängert würden und in ihnen dann im Schein des Mondes Perlen wüchsen. Ungeachtet dieser poetischen Legende sollen in China schon lange, ehe dies in Japan üblich wurde, Zuchtperlen hergestellt worden sein..

Ai Weiwei drückt in Bowl of Pearls offen seine Kritik an der Politik der chinesischen Regierung aus, denn was für den westlichen unkundigen Betrachter erst fremd wirkt, ist für den gebildeten Chinesen Teil seiner Geschichte und er weiß sofort, auf welche Assoziation sich der Künstler bezieht:

Die «eiserne Reisschale» der sozialistischen Grundversorgung, aus der jeder Chinese in der Mao-Ära gleich viel oder gleich wenig erhielt, unabhängig davon, was er leistete, ist nicht mehr garantiert.

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